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  • 11
  • December
  • 2019

DES Planspiel

Heißt er nun Molotow-Ribbentrop Pakt oder Deutsch-Sowjetischer Nichtangriffspakt? Allein durch das Thema Namensgebung ist das berühmte Treffen der beiden Außenminister, welches sich 2019 zum 80. Male jährt, bis heute noch umstritten und von vielen Seiten unterschiedlich interpretierbar.

Die Studierende unseres 2019er Jahrgangs des Masters „Deutschland- und Europa Studien“ haben sich genau dieser historischen Frage gewidmet und die Verhandlungen vom August 1939 in Moskau an der Kiewer Mohyla Akademie nachsimuliert. Ende November widmeten sich die Studierenden im Rahmen des Kurses „Deutsche Politische Geschichte“ der Frage, welche geopolitischen Interessen die Machthaber zu dieser Zeit hegten und wie die Aufteilung Mittel- und Osteuropas nach den Deutsch-Sowjetischen Verhandlungen zu Stande kamen und somit unweigerlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führten. Außerdem analysierten die Studierenden, wie die Grenzsetzung des Paktes die Landkarte Europas bis heute prägt und die Interpretation der Ergebnisse in den betroffenen Ländern variiert und sich immer noch auf die gegenwärtigen Außenpolitiken auswirkt. Nicht zuletzt stand die Frage im Raum, wie aus dem „Freundschaftsvertrages“ von 1939 zwei Jahre später im Sommer 1941 das Unternehmen Barbarossa (dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion) wurde und sich die beiden Regime in einem totalen Vernichtungskrieg gegenüberstanden.

Das Planspiel „Molotow-Ribbentrop 2.0“ wurde eigens für die Vorlesung als ergänzende nicht-formale Lernmethode entwickelt und zum ersten Mal im Rahmen des Masterprogramms erfolgreich durchgeführt. Um der Teilnehmerzahl und dem Umfang gerecht zu werden, wurde das 3-seitige Originaldokument samt geheimen Zusatzprotokoll den Delegationen als Verhandlungsbasis vorgelegt. Dazu erhielt jeder Teilnehmer eine originale historische Rolle zugewiesen sowie individuelle und geheime Eigeninteressen, die jeder Teilnehmer während den Verhandlungen durchsetzen musste. Außerdem gab es formelle und informelle Verhandlungsrunden, in denen die Teilnehmer basierend auf dem Einstimmigkeitsprinzip der Internationalen Beziehungen Kompromisslösungen ausgearbeitet haben und einen Pakt 2.0 verabschiedet haben.

 

Insgesamt betrachtet verhalf die innovative Planspielmethode den Studierenden dazu, die Komplexität sowie prozeduralen Regeln intergouvernementaler Verhandlungsrunden besser zu verstehen. Außerdem ist den Teilnehmern eindrucksvoll vor Augen geführt worden, wie sehr sich die Geschichtsschreibung je nach Perspektive von Land zu Land unterscheidet und wieso das „schreckliche Erbe“ des Zweck-Paktes zweien autoritären und ideologisch diametralen Regime bis heute in Europa nachwirkt.